Die deutsche Sprache war nie eine
reine Sprache, sondern hat im Laufe
der Geschichte Wörter aus zahlreichen Sprachen
übernommen.
Vor allem aus dem Lateinischen, Griechischen, Französischen
und in
letzter Zeit verstärkt aus dem Englischen.
Die Reaktionen über den angloamerikanischen Einfluss auf
unsere
Sprache sind unterschiedlich. Die einen sehen bereits den Untergang der
deutschen Sprache, die anderen benutzen unbefangen die seltsamsten
Kreationen, wie zum Beispiel "Moonshine-Tarif", hier vermischt sich
Englisch mit Deutsch.
Doch weder ein Sprachgesetz zum Schutz der deutschen Sprache noch die
Verbannung des Englisch-Unterrichtes an den Schulen wird diese
Entwicklung aufhalten können. Nicht zu übersehende
Faktoren sind die Beeinflussung der Sprache durch die weltweite Nutzung
des Internets und der Musikszene. Das Wort Surfen ist bereits
eingedeutscht: "Ich surfe - ich habe gesurft; du surfst - du hast
gesurft..." Selbst mit der Erfindung eines passenden
deutschen Wortes, würde weiterhin im World-Wide-Web gesurft
werden.
Die Musikszene, die größtenteils englischsprachige
Songs verbreitet, weil Englisch nun mal auf der ganzen Welt verstanden
wird, nimmt keine Rücksicht auf den Ruf nach mehr
deutschen Liedern.
So wächst unsere Jugend in einem Umfeld auf, das stark
englischsprachig geprägt ist.
Auch die Älteren unter uns werden sich kaum einen
"heißen Hund" am Imbiss-Stand bestellen oder ihre E-Mail als
E-Post bezeichnen.
Sprache wandelt sich und
das ist gut so. Jeder Mensch nimmt seine Muttersprache nur
unvollständig auf und entwickelt sie weiter - kürzt,
vereinfacht, experimentiert mit neuen Wort-Schöpfungen.
Die Evolution lehrt uns, dass das Leben sich fortlaufend entwickelt,
bereits entstandene Muster wachsen weiter, neue Muster entstehen.
Ein Leben ohne
Veränderung bedeutet Stillstand, ist kein Leben.
Eine Sprache ohne
Veränderung ist eine tote Sprache
Die
Deutsche Sprache im Wandel der Zeit
Tradition und Moderne beides existiert nebeneinander und miteinander.
Bewährtes gibt uns Sicherheit, doch einiges
gehört längst entsorgt. Veränderungen werden
solange argwöhnisch betrachtet, heftig diskutiert, bis sie
sich etabliert haben. Die Einführung der Neuen deutschen
Rechtschreibung löste hitzige Debatten aus.
Wozu? - Sie ist nicht endgültig, neue Reformen werden kommen.
Der Vergleich mit dem
Text
des Nibelungen-Liedes (mittelhochdeutsch),
und unserer derzeitigen Deutschen Sprache zeigt deutlich, wie sich die
Sprache verändert hat.
Uns
ist in
alten mæren wunders vil geseit
von heleden lobebæren, von grôzer arebeit,
von fröuden, hôchgezîten,
von weinen und von klagen,
von küener recken strîten
muget ir nu wunder hören sagen.
|
Viel
Wunderdinge melden die Mären alter Zeit
Von preiswerten Helden von großer
Kühnheit,
Von Freud' und Festlichkeiten.
von Weinen und von Klagen,
Von kühner Recken Streiten
mögt ihr nun Wunder hören sagen.
|
In der frühen Geschichte der deutschen Sprache existierten
viele Sprachgruppen nebeneinander. Erst die Erfindung des Buchdrucks
durch Gutenberg ebnete den Weg für eine einheitliche deutsche
Schriftsprache. Den größten Einfluss auf diese
Entwicklung hatte Martin Luthers Bibelübersetzung.
Beispiele des "Vater unser" in unterschiedlichen Sprachgruppen:
"Vater
unser"
althochdeutsch
(St. Gallen):
fater unseer,
thu
pist in himile, uuihi namun dinan, qhueme rihhi din,
uuerde uuillo diin, so in himile sosa in erdu. prooth unseer emezzihic
kip uns hiutu, oblaz uns sculdi unseero, so wir oblazem uns sculdikem,
enti ni unsih firleiti in khorunka, uzzer losi unsih fona ubile. |
"Vater
unser"
mittelhochdeutsch
(Reinmar von Zweter):
Got vater
unser,
dâ du bist in dem himelrîche gewaltic
alles des dir ist, geheiliget sô werde dîn nam, zuo
müeze uns komen das rîche dîn.
Dîn wille werde
dem gelîch hie ûf der erde als in den himeln, das
gewer
unsich, nu gip uns unser tegelîch brôt und swes wir
dar
nâch dürftic sîn. Vergip uns allen sament
unser
schulde, alsô du wilt, daz wir durch dîne hulde
vergeben,
der wir ie genâmen dekeinen schaden, swei grôz er
sî:
vor sünden kor sô mache uns vrî und loese
uns ouch von
allem übele. âmen |
"Vater
unser"
Martin Luther:
Vater Vnnser
der du
bist im Himel! Geheiligt werde dein Name.
Dein reych komme. Dein wil geschehe wie im himel also auch auff erden.
Vnnser teglich Brodt gib vns heute. Vnnd verlasse vnns vnnsere Schulde
als wir verlassen vnserenn Schüldigern. Vnd füre vns
nicht in
versuchung. Sondern Erlöse vns von dem vbel.
V
synonym
mit U
verwendet.
|
Neben der hochdeutschen
Schrift-Sprache wird vor allem auf dem Lande bis heute in der
jeweiligen Mundart gesprochen.

Die
bekanntesten Dialekte sind Alemannisch, Badisch, Bayerisch,
Fränkisch, Hessisch, Schwäbisch, Niederrheinisch,
Kölsch, Thüringisch und Sächsisch,
Berlinerisch und
Pfälzisch. Nur in Südniedersachsen zwischen Kassel
und
Hannover ist der niederdeutsche Dialekt im 20. Jahrhundert
ausgestorben.
« Pieter Bruegel - Kunsthistorisches
Museum Wien
Die plattdeutsche Sprache (auch Niederdeutsch oder
Niedersächsisch) enthält einige Skandinavismen und
Anglizismen. Sie unterscheidet sich vom Hochdeutschen dadurch, dass sie
die zweite germanische Lautverschiebung nicht mitgemacht hat (genauso
wie die englische, niederländische, friesische und
skandinavische
Sprache).
Zum Beispiel:
Plattdeutsch - water, englisch - water, wurde zu deutsch -
Wasser
Plattdeutsch - eten, englisch - eat, wurde zu deutsch - Essen
Interessant:
Über Anglizismen in der plattdeutschen Sprache regt sich
niemand auf.
Sprache ist also keine feststehende Einheit, sie ist sehr wandelbar.
Noch im Mittelalter war lesen und schreiben zu können ein
Privileg
des Klerus (Priesterstand). Die überregionale Sprache der
Gebildeten war Latein. Das änderte sich erst im hohen
Mittelalter
zu Beginn des
13. Jahrhunderts (geprägt durch die
Übernahme
französischer Hofsitten). Fahrende Dichter und Sänger
verbreiteten Lesen und Schreiben.