Aufgeplustert
und verdünnt
Morgens brauche ich - wie viele andere Menschen auch -
erstmal eine Tasse Kaffee. Also schlurfe ich mit noch halb
geschlossenen Augen in die Küche, taste nach der
Kaffee-Dose,
öffne sie - Hilfe, sie ist leer. Etwas weiter hinten
im
Schrank entdecke ich eine Dose Instant-Cappuccino. Prima!
Während
ich das Wasser erhitze, lese ich die Inhaltsangaben und mein Hirn, das
inzwischen etwas wacher ist, staunt ... Kaffee-Anteil nur 11 %, die
Hälfte des Pulvers besteht aus Zucker.
Mir fällt
auf, dass die Hersteller von Lebensmitteln,
Süßigkeiten,
Reinigungsmitteln und Kosmetika die Kunst beherrschen, mit Luft viel
Geld zu verdienen. Es wird verwässert, unnötige
Füll-Mittel werden
hinzugefügt, die Qualität sinkt. Die Verbraucher
freuen sich über die
scheinbar günstigeren Preise. Wo nicht verdünnt
werden kann, werden
teure Rohstoffe minimiert und durch günstigere Inhaltsstoffe
ersetzt.
Das immer größer werdende Sortiment von Kaffee- und
Schokoladen-Spezialitäten scheint diesem Prinzip zu folgen.
Weniger
Gehalt bezahle ich teuer ...
Mit dem Cappuccino setze
ich mich an den Tisch, will mal ausrechnen,
wie teuer ich den
Kaffee-Anteil bezahle.
Das
Ergebnis:
Günstiges Cappuccino-Pulver
erhalte ich für ca. 4 Euro (400g)
Das bedeutet 5
Euro für 500g.
Es enthält in diesem Beispiel 11% Bohnen-Kaffee.
Die Hälfte des Pulvers ist Zucker, der Rest
Magermilchpulver, Glucosesirup, Pflanzenöl ...
Anteil
Bohnen-Kaffee 11% = 55 g
Ich
bezahle also diesen geringen Anteil im Cappucino mit 55 Euro.
Na, sowas!
-
Normalen Kaffee
erhalte ich schon ab ca. 3 Euro (500 g-Packung)
Ich
werde mir mal einen guten Espresso zulegen, Milch
aufschäumen .... so
schmeckt der Cappuccino besser, ist gut für meinen Geldbeutel
und meine
Gesundheit (weniger Zucker).
Jetzt will ich noch
wissen, wie es denn mit den Kaffee-Pads
aussieht und rechne
wieder:
18 Pads á 7 g Kaffee = 124 g Kaffee für ca.
2 Euro
124 g x 4 = rund 500 g Kaffee = kosten dann 8,00 Euro
Die
Kaffee-Pads-Hersteller verkaufen den Kaffee auch teuer.
Mit Aromen wird zusätzlich aufgeplustert. |
Da
ich gerade dabei bin,
überprüfe ich noch mehr Produkte.
Die
Kreationen der Schokoladen-Hersteller überraschen mit immer
weniger
Schokolade. Die Tafeln werden mit unterschiedlichen Crèmes,
Waffeln,
Cornflakes, Nüssen, Trauben, Luft aufgeplustert, denn Kakao
ist teuer.
Ich
liebe Schokolade, besonders die Milka-Tafeln.
Bei
Vollmilchschokoladen, wie die Alpenmilch von Milka ist ca. 30 % Kakao
enthalten.
Wie sieht es mit den aufgeplusterten
Schokoladen aus?
Also surfe ich mal zu Milka um genauere
Informationen zu finden. Gut gefällt, dass die Website sehr
übersichtlich ist und detailierte Beschreibungen
enthält:
Beispielsweise
die
Milka-Erdbeer-Joghurt
...
"Alpenmilch Schokolade mit einer
Magermilchjoghurt- Crème-Füllung (50%) mit
Erdbeergeschmack"
... und
der Kakao? Eine Tafel enthält neben anderen Zutaten nur Spuren
von
Kakaobutter und Kakaomasse.
"
Zutaten:
Zucker, pflanzliches Fett, Süßmolkenpulver,
Kakaobutter,
Magermilchpulver, Kakaomasse, Magermilchjoghurtpulver (2,8%),
Butterreinfett, Emulgator (Sojalecithin), Traubenzucker,
Haselnüsse,
Maltodextrin, Aromen, Erdbeeren (0,18%), Säuerungsmittel
(Zitronensäure)."
... so ähnlich sieht es auch bei
der Sahne-Crème von Milka aus - 50 %
Crème-Füllung.
Die
Beschreibung der
Erdbeer-Joghurt
von RITTER SPORT ist auf deren Website etwas
irreführend.
Zunächst
steht dort:
"Die RITTER SPORT Erdbeer Joghurt wird mit unserer
klassischen Vollmilchschokolade
mit 30% Kakaoanteil gemacht. Das
kräftige Kakaoaroma westafrikanischen Kakaos und
die dezente
Säure der
Edelkakaosorten aus ..."
So könnte man meinen, dass
auch die Erdbeer-Joghurt 30 % Kakao enthält.
Stimmt aber nicht!
Hier die Zutaten-Angabe:
"Zutaten:
Zucker, pflanzliches Fett, Kakaobutter, Sahnepulver (9%),
Traubenzucker, Magermilchjoghurtpulver (7%), Kakaomasse,
Süßmolkenpulver, Milchzucker, Erdbeeren (1,8%),
Reismehl, Maltodextrin,
Butterreinfett, natürliche Aromen, Emulgator: Lecithin (Soja),
Säuerungsmittel: Zitronensäure, Salz, Gerstenmalz" -
Na, sowas!
Die
Tafeln der Schokoladen-Hersteller werden alle zum gleichen Preis
angeboten, egal wieviel Kakao enthalten ist ... und die luftigen
Kreationen werden immer vielfältiger.
In Zukunft
werde ich mal mehr auf die Inhaltsangaben achten und nur Schokolade
kaufen, die
mindestens 30 % Kakao enthält. Da habe ich doch
mehr von ... und nach meiner Milchmädchenrechnung ist sie um
50 % billiger als eine Erdbeer-Joghurt-Tafel.
Abgefischt
... und wo ist der Hering im Heringssalat?
Hin und
wieder esse ich gerne roten Heringssalat. So wie heute Abend. Mit einer
kleinen Gabel transportiere ich den Heringssalat auf die Brotscheibe.
Sieht lecker aus, schmeckt. Zunge und Zähne bearbeiten Rote
Beete,
Gürkchen ... auch nach weiteren Bissen - Rote Beete,
Gürkchen
... doch Fisch hat meine Zunge noch nicht ertastet.
Wo ist der Fisch???
Ich stochere mit der Gabel in
dem "Roten Heringssalat" herum. Es dauert eine Weile, bis ich auf ein
winziges Stück Fisch stoße, das ich sofort auf die
nächste Brotscheibe
lege. Lecker! - Mehr davon! Wieder wühle ich mit der
Gabel - inzwischen recht verzweifelt - in dem Becher.
Nach
ein paar Minuten - endlich Fisch!
Irgendwie erinnere
ich mich daran, dass vor längerer Zeit mehr Fisch in
größeren Stücken
im roten Heringssalat waren.
Ich lese die
Inhaltsangaben auf dem Becher. "... nur 20 % Hering"!!!
Warum
heißt der Salat noch Heringssalat?
Eigentlich
müsste er in "Rote-Beete-Salat-mit-Heringsgeschmack"
umbenannt werden.
Liebe "Heringssalat-Hersteller",
bitte legt wieder mehr Fisch in den Salat!
Ich bezahle auch
gern mehr für den besseren Genuss.
Anmerkung:
Zumindest
die Firmen Nadler und Homann müssen wohl
über meine
"verzweifelte Suche nach Hering ..." informiert worden sein.
Seit
kurzem prangt auf der Rote-Heringssalat-Packung die Aufschrift "+ 25 %
mehr Hering".
Laut Inhaltsangabe schwimmen jetzt
stolze 38 % Hering zwischen den Rote-Beete-Stücken in der
Mayonaise.